Tipps und Tricks
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Papieroberfläche |
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Die Papieroberfläche ist niemals wirklich glatt, sondern besteht aus vielen Erhebungen und Vertiefungen, die ihr mit der Hand erfühlen könnt.
Je nach Papiersorte sind sie unterschiedlich stark ausgeprägt oder geformt.
Zeichnet ihr nun mit besonders schnellen Bewegungen wie bei einer Skizze, wird der Bleistift immer nur die Erhebungen des Papiers mit Graphit schwärzen und die Vertiefungen nicht erreichen.
Dadurch werden Flächen, die gleichmäßig grau oder schwarz wirken sollen
von den hell durchschimmernden Vertiefungen durchbrochen, in denen kein Graphit abgelagert wurde.
Zeichnungen, die sehr feine Tonwertnuancen erfordern, sind mit glattem Papier einfacher umzusetzen.
Auf der anderen Seite ist es schwierig auf einem zu glatten Papier ein tiefes Schwarz zu zeichnen, weil keine besonders ausgeprägten Vertiefungen im Papier sind, um
darin viel Graphit aufzunehmen. Hier ist der Mittelweg die richtige Wahl.
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Grundformen |
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Sicherlich kennt ihr aus verschiedenen Tutorials und Zeichenbüchern den Ansatz in einer Vorlage nach geometrischen Formen zu suchen, weil diese
sich sehr einfach zeichnen lassen.
Bspw. könntet ihr den Stamm eines Baumen als langgezogenes Rechteck und seine Krone als Kreisform interpretieren.
Der Kopf eines Menschen wäre dann wohl eher ein Kreis und ein Tannenbaum käme einer Dreiecksform schon recht nahe.
Mein Tipp an euch: Vergesst das sofort.
Wenn ihr Vierecke, Kreise und Dreiecke zeichnet, dann wird die Zeichnung auch dementsprechend aussehen: Simpel, plump und unrealistisch.
Diese Formen kommen in der Natur nicht vor und sind wenig nützliche Vereinfachungen.
Schaut lieber genau hin und achtet auf die Details:
Die Krone eines Baumes ist nicht rund, sondern besteht aus hunderten Ästen und Zweigen. Aus demselben Grund ist ein Tannenbaum nicht dreieckig.
Runde Köpfe habe ich auch noch nicht gesehen. Hin und wieder ein markantes Kinn, eine spitze Nase oder eine hohe Stirn.
In allen Vorlagen, die ich bisher für meine Zeichnungen genutzt habe, konnte ich nur ein wiederkehrendes Element entdecken.
Dabei handelt es sich um geschwungene Linien. Deren Krümmung nimmt zu oder ab, zeigt nach links oder rechts oder wechselt die Richtung.
Aber all das niemals abrupt, sondern immer in sanften Übergängen.
Dreiecke, Kreise und Vierecke habe ich noch nie gesehen.
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Härtegrad |
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Der Härtegrad beinhaltet zwei Aspekte. Zum einen ist er wörtlich zu nehmen und sagt, wie schnell die Mine abnutzt oder bricht.
Zum anderen beinhalten harte Bleistifte weniger Graphit als weiche Bleistifte.
Je nach den Erfordernissen der Zeichnung, wähle ich die Härtegrade meiner Bleistifte sehr bewusst aus.
Sehr helle Tonwerte zeichne ich mit einem harten Bleistift, weil sonst zu viel Graphit auf das Papier kommt.
Bei den dunklen Tonwerten kehrt es sich natürlich um.
In meinen Zeichnungen nutze ich vor allem den kleinen Bereich der Härtegrade von 2H bis 2B und alle anderen sind eher selten.
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Druck |
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Scheint ganz einfach. Je mehr Druck mit dem Bleistift auf das Papier ausgeübt wird, desto dunkler der erreichte Tonwert.
Erst die Bleistifthärten 2B-3B erreichen Schwarz.
Im Bild sind alle Striche mit der gleichen Bleistifthärte gezeichnet und unterscheiden sich nur durch den Druck, mit denen ich sie gezeichnet habe.
Leider ist es nun so, dass der Druck die feinen Erhebungen und Vertiefungen im Papier nach und nach glättet bzw. zerstört.
Dann kann das Papier kein weiteres Graphit aufnehmen und entweder ist die Stelle gelungen oder nicht. Das könnt ihr nicht ausbessern.
Ob ihr nun viel Druck auf einmal anwendet oder eine Stelle der Zeichnung sehr sorgfältig mit wenig Druck aber dafür oft bearbeitet -
irgendwann nimmt das Papier kein Graphit mehr auf und ist regelrecht poliert.
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Bleistiftspitze |
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Sie gibt es von spitz bis abgerundet und mit allen Facetten dazwischen. Schlecht ist nur, wenn sie abgebrochen und scharfkantig ist.
Abgerundete Minen kommen schlechter in die Papiervertiefungen sind aber besser geeignet größere Bereiche schnell mit Graphit zu zeichnen.
Spitze Minen sind für die Detailarbeit, wie feine Striche oder kleine abgegrenzte Bereiche in der Zeichnung.
Bei Spitzen Minen immer etwas aufpassen, weil die härteren Bleistiftgrade bei zu viel Druck das Papier beschädigen und die Papierfasern zerreißen.
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Flache Stifthaltung |
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Die Bewegungen sind sehr frei und große Flächen werden schnell gefüllt, aber die Mine kommt schlecht in die Papiervertiefungen hinein.
Den Bleistift in einem flachen Winkel über das Papier zu führen, ist kaum für detailliertes Arbeiten geeignet.
Hinzu kommt, daß der flache Winkel ungeeignet ist, um größeren Druck zu erzeugen.
Für dunkle Bereiche geht es also nur eingeschränkt. Die Bewegung kommt aus dem Ellenbogen oder der Schulter.
Ich benutze diese Stifthaltung sehr gern, wenn es darum geht Graphitschichten übereinander zu legen.
Näheres steht dazu bei den Bleistift-Techniken.
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Steile Stifthaltung |
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Der steile Winkel ist hier wieder für die Detailarbeit, weil die Bewegungen viel kontrollierter sind.
Außerdem ist die Haltung vielen vertraut und die Bewegungen sicher,
weil wir sie täglich zum Schreiben gebrauchen.
Durch den steilen Winkel kommt die Mine viel besser in die Papiervertiefung und die Haltung ermöglicht es mit größerem Druck zu zeichnen.
Die Bewegung kommt dabei aus dem Handgelenk.
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Negatives Zeichnen |
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Im Bild sind positives Zeichnen (links) und negatives Zeichnen (links) gegenübergestellt.
Beim positiven Zeichnen ergibt sich die Form ganz direkt aus der Umrißlinie, die ihr zeichnet.
Das ist die typische Zeichenweise für Skizzen, Entwürfe oder selbstverständlich Comiczeichnungen.
Hingegen beim negativen Zeichnen ergibt sich die Form durch die Aussparung, in einer ansonsten mit Graphit belegten Fläche.
Das ist für realistische Zeichnungen von zentraler Bedeutung, denn nur auf diese Weise lassen sich jegliche Umrisslinien vermeiden.
Hier ergeben sich die Formen ausschließlich aus ihren unterschiedlichen Tonwerten, die an ihren Berührungspunkten zueinander in Kontrast stehen.
Zu den Tonwerte könnt ihr im dritten Abschnitt mehr erfahren.
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Geduld und Beobachtung |
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Damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, was ich genau unter Geduld verstehe:
Um einen kleinen Bereich von 1x1 cm zu zeichnen brauche ich durchschnittlich etwa 15 min Zeit.
Erst dann reicht die Qualität für Zeichnungen wie den Frosch oder den Glücksbambus aus, die ihr beide in meiner Galerie sehen könnt.
Für mich hat es sich als sehr nützlich erwiesen regelmäßig von meinem Arbeitsplatz aufzustehen, zurück zu treten um meinen Fortschritt aus
einer anderen Position zu beurteilen. Es läuft auf eine Frage hinaus: Inwiefern überzeugen mich alle handwerklichen Aspekte der Zeichnung?
Ich beobachte sehr genau die Vorlage und vergleiche sie mit meiner Zeichnung und konzentriere mich vor allem auf die Tonwerte.
Mit der Zeit entdeckt ihr immer mehr Details in den Vorlagen und werdet an den Punkt kommen, zu entscheiden, welche Details ihr in die Zeichnung übernehmen wollt.
Mindestens ein Drittel eurer Zeit solltet ihr für das Studieren der Vorlage und der kritischen Betrachtung eurer Zeichnung investieren.
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