Schrittweise
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Die Vorlage ist ein relativ langweiliges Motiv.
Aus fotografischen Gesichtspunkten wäre das eher ein Kandidat zum Löschen.
Die Zeichnung habe ich mit Bleistift und Fineliner gezeichnet. Damit nennt sich das dann Mischtechnik.
Allein die Tatsache, dass Tuschezeichnungen keine Korrekturmöglichkeiten bieten, sollte euch nicht davon abhalten es einmal zu versuchen.
Ich konnte feststellen, dass nur sehr geringer Teil aller Tuschelinien überhaupt Einfluss auf eine gelungene Zeichnung haben.
Die meisten Tuschelinien gehen regelrecht unter in den zahllosen Schraffurschichten einer Zeichnung.
Besondere Konzentration braucht es nur an Stellen, wo maximal eine Schraffurschicht nötig ist oder die Abgrenzung zu einer anderen Fläche
sauber gelingen muss.
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Ich beginne in der Regel mit einer Zeichnung oben links und arbeite mich dann schrittweise nach unten rechts vor.
Auf diese Weise stütze ich meine Hand nie auf bereits fertig gezeichnete Bereiche und verwische sie versehentlich.
Als erstes fällt auf, dass ihr kaum Umrisslinien erkennen könnt, weil ich sie besonders dünn und ohne Druck mit einem HB Bleistift gezeichnet habe.
Auch wenn ich versuche stets oben links zu beginnen, zeichne ich oft die dunkelste Stelle zuerst ein. Das dient mir als Referenz, gegen die ich alle anderen Tonwerte meiner Zeichnung
vergleichen kann. Die Zeichnung wird dann in sich stimmig sein und harmonisch wirken.
Mit einem H Bleistift in flacher Haltung schattiere ich grob die Blütenblätter als Orientierung für die folgenden Fineliner-Schraffuren.
Durch die hohen Kontraste im Motiv entstehen sehr viele Formen durch negatives Zeichnen.
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Hier geht es gleich mit dem negativen Zeichnen weiter.
Damit ich einen Eindruck von der gesamten Blüte bekommen kann, zeichne ich einen gleichmäßen Grauton in den Hintergrund.
Erst dieser Grauton lässt die hellen Blütenblätter am Rand hervortreten und ist bewusst so gewählt, dass sich die dunkleren
Blütenblätter noch in ausreichendem Kontrast gegen ihn absetzen können.
Das Innere der meisten Blätter der Vorlage ist so ein unspektakuläres Grau, also zögere ich nicht, das mit meinem Fineliner in der Zeichnung absolut zu schwärzen.
Ansonsten würde es ja so langweilig wie die Vorlage. In schwarz/weiß Zeichnungen bedeutet Kontrast alles.
Hierbei musste ich darauf achten, keine schwarzen Blöcke zu zeichnen, sondern vielmehr Schraffuren übereinander zu legen.
Andernfalls hätte ich keinen fließenden Übergang zu den dunklen Grautönen geschafft, sondern einen abrupten Tonwertwechsel bekommen.
Das hätte wie eine Kante gewirkt.
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Hier entstehen alle hellen Flächen fast von allein, in dem ich mich auf die dunklen Stellen konzentriere.
Die hellen Tonwerte bearbeite ich mit Bleistift nach und dort wo sie genügend Platz bieten auch mit schnellen, grauen Finelinerstrichen.
Oft ist der richtige Tonwert bereits nach einer Schraffurschicht erreicht. Die Blätter an der rechten Seite der Blüte sind oft nur mit Bleistift gezeichnet,
weil der Fineliner zu dunkel ist.
Für den Hintergrund verwende ich Bleistifte mit den Härtegraden H, HB und 2B in dieser Reihenfolge und nur sehr wenig Druck.
Damit ich eine so große Fläche nicht mit dem Verwischer bearbeiten muss, lagere ich mit jedem Härtegrad mindestens vier bis fünf Schichten
übereinander, die kreuz und quer zueinander liegen. Das hat ebenfalls den Effekt, dass keine Linien mehr zu sehen sind.
Immer wieder gehe ich einige Schritte zurück und beurteile die Gleichmäßigkeit des Hintergrundes und arbeite zu helle Stellen nach.
Kleine Abweichungen sind völlig okay und lassen den Hintergrund nicht unnatürlich wie so aus einem Guss wirken. Nur fleckig sollte er nicht sein.
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Jetzt entsteht das erste Mal ein Gesamteindruck der Zeichnung. Hier prüfe ich insbesondere die mittleren Tonwerte, ob sie dunkel genug sind oder ob
ich sie noch nacharbeite. Im Zweifelsfall sind sie eher zu hell.
Durch das Schwarz des Fineliners gewinnt die Zeichnung enorm an Tiefe. Allein mit Bleistift wäre dieser Effekt weit weniger dramatisch.
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